EfeuClan Lager

Schwarzfeuer sah sie ein wenig erschrocken an und als er erklärte, was Efeuherz getan hatte, konnte die zernarbte Kätzin seine Reaktion verstehen. Fassungslos blickte sie ihn an, schüttelte ein paar Mal den Kopf, als könnte sie sich so von den Gedanken befreien, doch es half nicht. "Ich verstehe das nicht", murmelte sie und ihr Ton schwankte zwischen Wut, Trauer und Unverständnis, "Er hatte mir gestern noch erzählt, wie sehr sein Herz an Igelpfote hing und jetzt..?" Sie schüttelte sich erneut, diesmal den ganzen Körper, sie fühlte sich, als würde jemand auf ihrem Brustkorb sitzen und ihr die Brust nehmen. Die Wut gelangte schließlich die Oberhand, gepaart mit purer Enttäuschung. Efeuherz hatte sie von hinten bis vorne angelogen und jetzt hatte er sich einfach aus dem Staub gemacht. Offenbar war ihr schlechtes Verhältnis von früher eher ein Segen gewesen, denn Narbenherz war sich sicher, dass sie ihm nicht nachtrauern würde. Schwarzfeuer versuchte die Stimmung ein wenig zu lockern und stupste sie an und Narbenherz sah ihm feste in die goldgelben Augen. "Schon in Ordnung, ich brauche keine Aufmunterung. Wir hatten nie ein gutes Verhältnis und diese Aktion werde ich ihm niemals verzeihen", hauchte sie und schloss dann die Augen. "Hast du schon etwas gegessen?", fragte sie schließlich um das Thema zu wechseln, "Wir könnten zusammen essen und du kannst mir erzählen, was dir in letzter Zeit so passiert ist und was der Clan durchlebt hat."

Phönixfeder neigte dankend den Kopf. Wenn Feuerblatt selbst erst aufgestanden war, musste es früher sein, als sie gedacht hatte. Sie bewegte unablässig ihren Schweif in der Luft, halb aus aufgestauter Energie, halb aus Angst, er könnte ihr abfrieren. "Wie schlägt sich Polarpfote denn im Training?", wandte sie sich interessiert an die andere Kriegerin. Sie erinnerte sich gut an die Kätzin, die völlig allein auf der Suche nach ihren Eltern gemacht hatte. Dieses Schicksal tat ihr sehr Leid, doch augenscheinlich hatte sich die Zweifarbige bestens eingelebt. Der EfeuClan war nun mal ein Ort der Zuflucht, genau so hatte es Phönixfeder immer wahrgenommen.

Phönixfeder schlug etwas aufgeregt ihren Schweif hin und her und fragte mich, wie es mit Polarpfote lief. Ich dachte an die Jagd gestern und an das anschließende Kampftraining. Polarpfote hatte sich echt gut geschlagen. "Sie macht sich hervorrangend! Allerdings muss sie auch noch viel lernen, wir sind ja gerade erst am Anfang des Trainings." antwortete ich ihr lächeld und schaute kurz zum Schülerbau. Dort war noch keine Spur von Polarpfote.

Es tat so gut Rehpfote an meiner Seite zu wissen, aber ich musste auch nichts anderes erwarten. Wer eine Schwester hatte, die zusammen mit einen an einem Rebhuhn eingeschlafen war, konnte auch nur die beste sein! "Hirschpfote schläft wohl wieder wie ein Murmeltier." kommentierte ich und sah zum Schülerbau. Aber nein, nichts bewegte sich, der würde noch eine Weile schlafen. Ich schaute mich auf der Lichtung um, wo erst wenige wach waren und nirgendwo konnte ich meine Mentorin entdecken. Das hieß ich konnte den Moment mit meiner Schwester noch genießen. "Meinst du...meinst du, wir werden Eichhornschweif je wieder sehen?" fragte ich sie leise. Ich konnte mir vorstellen, dass meine Schwester genauso traurig war wie ich und wir uns, mit unseren Bruder, gegenseitig helfen mussten. Und unseren Großvater wie auch Waldsee dachte ich nach.

<---- Farnlichtung

Auf dem Weg zum Lager waren Aschenherz und ich gerannt und endlich wurde mir wieder warm. Die steifen Muskeln lösten sich und durch das kalte Wetter verschwand die Müdigkeit. Im Lager angekommen stellte ich fest, dass bisher noch keine Patrouillen eingeteilt worden waren. Zum Glück! Ich entdeckte Rostherz und Phönixfeder beieinander sitzend und essend, woraufhin ich sie mit einem freundlichen Schweifzucken begrüßte. Hungrig nahm ich mir einen unserer erbeuteten Hasen von gestern und schleifte die Beute in Richtung Kriegerbau, wo es trockener als auf der Lichtung war. Aschenherz winkte ich mit dem Schweif her und begann bereits die Beute zu zerlegen.

"Und es sieht nicht so aus, als würde es besser werden," entgegnete ich Feuerblatt, als dieser mich aufs Wetter ansprach. "Ich hoffe bloß, dass die Jagdpatrouillen erfolgreich sind - falls sich bei diesem Wetter überhaupt etwas blicken lässt." Ich seufzte kurz, denn diese Blattleere würde wirklich nicht einfach werden. Bald würde die Große Versammlung stattfinden, und es juckte mich in den Pfoten zu wissen wie die Beuteknappheit bei den anderen beiden Clans aussah. Der LotusClan würde vermutlich noch immer Beute haben, aber was ist wenn die Gewässer zufrieren? Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht, denn wir hatten unser Gebiet mit Bedacht ausgewählt. Hier gab es zahlreiche Beute und Kräuter, zumindest in den warmen Tagen. Ich nickte Feuerblatt kurz zu, schritt zum Frischbeutehaufen und kehrte mit einem Kaninchen zurück. "Frühstück?" Ich zerteilte die Beute und schob die eine Hälfte dem roten Kater vor die Pfoten.

Luchsstern teilte meine Gedanken bezüglich des Wetters. Ich blickte gen Himmel und verzog das Gesicht - so ein widerliches Wetter! Wir müssten heute viele Jagdpatrouillen losschicken! Der Anführer verschwand kurz und tauchte mit einem Kaninchen wieder auf. Ich setzte mich dazu und nahm meine Hälfte der Beute entgegen. Das Frühstück mit dem Anführer war ein Ritual, dass wir schon seit der großen Reise teilten. Soweit ich mich erinnern konnte hatte Luchsstern nie mit meiner Vorgängerin, Lichtschweif, gefrühstückt. Die arme zweite Anführerin mit dem cremefarbenen Fell erlag während der großen Reise einer Krankheit. Fehlende Kräuter und Nahrung hatten es der Krankheit leicht gemacht zu wachsen und zu gedeihen. Wie viele Katzen wir doch verloren hatten ... meine geliebte Abendsonne, die Mutter unserer drei Jungen. "Wann werden eigentlich Kupferpfote und Igelpfote ernannt?" erkundigte ich mich beiläufig und nahm einen Bissen von dem kalten Kaninchenfleisch.

Albträume jagten mich in dieser Nacht. Ich sah immer wieder Eichhornschweif vor mir und wollte zu ihr rennen, doch kurz bevor ich sie erreichen konnte, war sie verschwunden. Nassgeschwitzt schreckte ich auf und sah mich hektisch um. Ich war im Schülerbau und die Nester meiner Schwestern waren leer. Schnell gab ich meinem abstehenden Fell eine kurze Wäsche um es zu glätten, dann rannte ich hinaus auf die Lichtung und kam schlitternd neben Waldpfote zu stehen, wobei ein bisschen Schnee auf Rehpfote hinabrieselte. "Hey," begrüßte ich die beiden und schüttelte mich. Wieso war es plötzlich so eiskalt geworden? Und der Wind war vielleicht nervig! "Ich hab' von Mama geträumt," erzählte ich den beiden und lehnte mich erschöpft an Waldpfote. "Ich konnte sie nicht dazu bewegen bei uns zu bleiben.... " enttäuscht ließ ich die Ohren hängen, doch plötzlich kam mir ein neuer Gedanke. "Wenn Mama weg ist ... wo ist dann unser Vater?"

Ich wurde langsam von angenehmen, sanften Zungenstrichen geweckt und kuschelte mich noch ein bisschen mehr an meine Mutter und Wiesenjunges. Draußen war es gestern nach einer Weile wirklich kalt und ich war froh über die Wärme. Langsam schaute ich zu Hagelblüte hoch und überlegte ob ich irgendetwas tun könnte, ohne rauszugehen beziehungsweise nur kurz. Plötzlich knurrte mein Magen und ich miaute gut gelaunt, jedoch leise da mein Schwesterherz Wiesenjunges noch schlief:"Guten Morgen, Mama! Soll ich etwas vom Frischbeutehaufen holfen?" Danach wartete ich auf meine Antwort und versuchte das Gefühl der Wärme irgendwie zu sichern, falls ich gleich in die Kälte spazieren sollte

Als ich aufwachte, zitterte ich. War die Kälte daran schuld? Oder mein Traum, in dem ich ewig weit durch tiefes Gewässer schwamm und von Wellen aus Sand verschüttet wurde?  Ich schüttelte mich, denn ich wollte nicht darüber nachdenken. Nachdem ich meine Fellwäsche erledigt hatte, trat ich hinaus auf die Lichtung, wo mich eisiger Wind empfing. Instinktiv plusterte ich mein Fell auf und - zu meiner Freude - bemerkte ich, dass mein Winterfell zu wachsen anfing. Ich lächelte, kein Tag war kalt und grau genug, um meine gute Laune zu vermiesen. Suchend sah ich mich nach Efeuherz um, bis ich mich erinnerte, dass er ja gegangen war. Meine gute Laune war schnell Geschichte, und ich überlegte fieberhaft, wer Efeuherz wohl gemocht hatte. Mein Augen blieben an Ginsterpfote hängen, meiner Meinung nach hatten die beiden ein eher gutes Verhältnis - aber was wusste ich schon... Ich stapfte durch den im Lager hoch liegenden Schnee auf Ginsterpfote zu und lächelte sie dann freundlich an. "Guten Morgen. Schreckliches Wetter, nicht?" Ich wollte nicht, dass Schnee lag, es erinnerte mich an gestern... Und diesen Tag wollte ich vergessen, vielleicht gerade weil er so gut angefangen hatte und dann ein so grausames Ende nahm. Wie unsere Gespräche. Gedankenverloren sah ich über die Menge der bereits wachen Katzen, unter denen auch Diamantensplitter und Feuerblatt waren. Ich sollte mich an ihren Rat halten. Ich wäre nur eine seiner Liebschaften geworden.

<--- Farnlichtung

Als Haselschweif und ich im Lager ankamen wurden zum Glück noch keine Patrouillen eingeteilt. Ich ging zum Kriegerbau und meine Gefährtin brachte einen Hasen, den ich dann zerteilte und ihr die Hälfte zuschob. Das Wetter heute war noch schlechter als gestern und ich hatte heute eigentlich keine Lust jagen zu gehen, oder generell das Lager zu verlassen, was bei mir eigentlich nur selten vorkam. Ich sah, dass Hirschpfote auch wach wurde und winkte ihm mit meinen Schweif zu. Der Arme konnte heute bestimmt nicht schlafen dachte ich und so wie er aussah stimmte das auch. "Wir müssen unsere Schüler heute unbedingt aufheitern. Weist du schon was wir machen könnten?" fragte ich Haselschweif.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, gab ich es auf mich trocken zu putzen. Bei dem Schneeregen würde es sowieso nichts bringen. Immer mehr Katzen versammelten sich im Lager, Auch Feuerblatt war unter ihnen. Meine Gedanken schweiften ab zu meiner alten Mentorin Bernsteinrose. Sie schien immer noch zu schlafen. Ein wenig schwermütig lächelte ich, als ich daran dachte, dass sie fast jeden Morgen sehr lange schlief. Schließlich riss mich die Stimme von Igelpfote aus meinen Gedanken. Sie hatte ihr Fell ziemlich doll gegen den Wind aufgeplustert. "Morgen, Igelpfote. Ja, dieses Wetter ist schrecklich. Eigentlich mag ich den Schnee, aber keinen Regen." Ich schüttelte mich einmal eher ich zögerlich fragte: "Wie gehts dir heute?" Ich ddachte an gestern und das Efeuherz gegangen war. Auch wenn viele ihn nicht leiden konnten fand ich ihn sehr nett, nur ein wenig extrem auf Igelpfote fixiert. Innerlich hoffte ich, dass es der Schülerin trotzdem gut ging.

Schließlich hatte ich meinem Vater und Igelpfote lächelnd zugenickt bevor ich durch den Schnee zum Lagerausgang lief. Dort setzte ich mich dann einige Fuchslängen vorher hin und schwieg.
Eine ganze Nacht lang schweigen, das hörte sich für mich schier unmöglich an, vor allem wenn Nachtschatten neben mir saß. Er war für mich wirklich einer der nettesten Kater im ganzen Clan und irgendwie himmelte ich ihn an. Obwohl, kann man das anhimmeln nennen? Naja, eher fühlte ich mich zu dem schwarz weißen Kater mit den wunderschönen grünen Augen hingezogen. Bei dem Gedanken lächelte ich leicht, dennoch konzentrierte ich mich weiterhin auf den Lagerausgang und als es schließlich spät wurde und alle in ihren Bauen waren wurde es angenehm Still.
Vermutlich war das die perfekte Zeit um nachzudenken. An mein Leben vor der Reise wollte ich mich nicht zurückerinnern, irgendwie brachte es einen zu großen Schmerz mit sich.

Als dann schließlich Luchsstern am nächsten Morgen zu uns kam schaute ich auf und richtete den Blick meiner grünen Augen auf den Anführer, dieser erlaubte uns das wir etwas Fressen konnten. Zufrieden erhob ich mich und lächelte Nachtschatten kurz an. Hunger hatte ich keinen, da der Bussard den ich gestern gegessen hatte ziemlich groß gewesen war. Kurz nickte ich Luchsstern zu und lief dann langsam auf den Kriegerbau zu.
Eine vollwertige Kriegerin des EfeuClans, Honigfell und nicht mehr Honigpfote! Zufrieden schnurrte ich kaum hörbar bevor ich den Kriegerbau betrat, vor kurzer Zeit hatte ich hier noch die Nester der Krieger gemacht und jetzt, jetzt war ich selbst eine Kriegerin. Einfach nur glücklich lies ich mich nieder und schob etwas Moos zu einem bequemen Nest zusammen, dann lies ich mich in das Moosnest fallen und beobachtete den Kriegerbau Eingang mit meinen Augen, jetzt konnte ich eindeutig noch nicht schlafen.

Als Feuerblatt mich nach den Ernennungen seiner restlichen beiden Töchter fragte zuckten meine Ohren nachdenklich. "Schon bald," entgegnete ich murmelnd. "Kupferpfote litt zwar darunter dass sie keinen offiziellen Mentor hatte, aber dennoch sieht es nicht so aus als könnte sie nichts. Dornenpelz und Diamantensplitter waren oft mit ihr auf Patrouille, ich kann mir gut vorstellen dass sie von den beiden gelernt hat." Ich schlang die letzten Stücke der Beuter herunter und leckte mir übers Maul, im Augenwinkel erkannte ich erst einen braunen, dann einen schwarzen Schatten, welche sich beide ins Lager schlichen. Haselschweif und Aschenherz. Hatten die beiden die Nacht außerhalb verbracht? Meine Schnurrhaare zuckten indigniert, ich beließ es jedoch dabei. "Auch Zimtpfote litt unter seinem Mentor," fuhr ich fort und mein Blick ruhte kurz auf dem braunen Kater vor dem Schülerbau. "Weißt du wie weit seine Ausbildung ist?" Fraglich zog ich die Augenbrauen hoch, denn ich konnte mich nicht entsinnen wer wann mit dem Schüler zu tun gehabt hatte. Abgesehen von Efeuherz.

Während ich auf Ginsterpfotes Antwort wartete, schweifte mein Blick unruhig durchs Lager. Das meiste, was ich sah, interessierte mich herzlich wenig. Feuerblatt und Luchsstern unterhielten sich während ihres gemeinsamen Frühstücks. Meine Schwester war von ihrer Nachtwache aufgestanden und in den Kriegerbau verschwunden. Ich wusste zwar, dass sie ab jetzt dort schlafen würde, aber dennoch überraschte es mich. Direkt hinter ihr traten Aschenherz und Haselschweif durch den Eingang ins Lager.  Sie hatten diese Nacht wohl draußen verbracht, sicherlich waren sie durchgefroren. Ginsterpfote hatte zu sprechen begonnen und sie erhielt wieder meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Auch sie sprach sich über das Wetter aus, obgleich sie meinte, nur der Regen sei schlimm und nicht der Schnee. Nach einer kurzen Pause ihrerseits fragte sie zögerlich, wie es mir heute ging. "Was ich? Achso...Ich bin eine wenig verwirrt, das gestern hat mich erschrocken." Nachdenklich sah ich auf mein Gegenüber. Ihr Bemühungen hinsichtlich des Trocknen ihres Gelles waren wohl gescheitert. "Das geht schon vorbei." Ich rang mich zu einem müden Lächeln durch und versuchte, kein allzu trauriges Gesicht zu machen. Immerhin war ich nicht die einzige, die jemanden verloren hatte. Eichhornschweif war auch gegangen, und ihre Familie war gestern noch den ganzen Abend zusammengelesen um zu trauern. Der EfeuClan hatte zwei Krieger weniger, jeder einzelne musste mehr arbeiten, im diesen Verlust auszugleichen. Plötzlich empfand ich nur noch Wut für das Verschwinden der beiden. "Denkst du, wir können Luchsstern fragen, ob wir die Baue abdichten sollten? Wenn das Wetter so...grausam bleibt, wird's sonst ziemlich schnell ungemütlich."

Igelpfote antwortete mir, dass sie das verschwinden von Efeuherz und Eichhornschweif verwirrt hat. Ich konnte daraufhin nur nicken. Sich lächelte mich kurz an, doch es war ein ziemlicg gequältes lächeln. Schließlich überlegte sie, ob wir nicht Luchsstern fragen sollen, ob wir die Baue abdichten sollten. Ich selbst warf einen Blick in den Himmel und dachte noch mal kurz an gestern, eher ich mehr zu mir selber murmelte: "Ich muss nachher noch mit Hirschpfote reden, das habe ich mir gestern vorgenommen." Dann konzentrierte ich mich wieder auf Igelpfote und meinte mit einem Schwanzschnippen auf meine Schwester Haselschweif und Aschenherz: "Die Beiden haben es gut! Meinentwegen können wir gerne fragen, aber wäre es so schlau sie jetzt zu stören?" Ich warf einen leicht zweifelden Blick auf unseren Anführer und meinen Mentor. Die Beiden frühstücken immer zusammen, vielleicht sollten wir sie noch nicht stören.

Doch bevor meine Schwester antworten konnte, tauchte Schnarchnase Hirschpfote auf und lehnte sich an mich. Bestürzt hörte ich ihm zu und blieb bei ihm. Jeder von uns hatte in dieser Nacht keine angenehmen Träume gehabt. Wieso hat es Mama nur getan? Doch bei der Frage, wo unser Vater war, horchte ich auf. Diese Frage hatte ich mir selten gestellt! "Immer wenn ich Mama gefragt habe, ist sie ausgewichen...Denkst du etwa Efeuherz ist unser Vater?!" fragte ich entsetzt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieser komische und seltsamer Kater unser Vater sein konnte. Dieser Efeuherz hatte Mama genommen und...nein! Papa war ein großartiger Krieger, zumindest musste er es sein. "Ich will nicht, dass Efeuherz unser Vater ist." miaute ich fest uns sah zu meinen Geschwister. Das wäre schrecklich!

Ich wollte Waldpfote gerade antworten und ihr mitteilen, dass ich es mir sehr wünschte, dass unsere Mutter zurückkommen würde, aber ich glaubte nicht daran. Vorallem weil Luchsstern gesagt hatte, dass sie hier nicht mehr willkommen seien. Doch dann kam mein Bruder und schnipste unabsichtlich Schnee auf mich. "Pass doch auf", fauchte ich und sah ihn kurz böse an. Dieser Blick wurde aber gleich wieder traurig. "Entschuldigung", miaute ich bedrückt. Ich hatte einfach schlecht geschlafen und war auf Grund dieser Situation wahrscheinlich leicht gereizt. Die beiden fingen an über unseren Vater zu sprechen und ich riss die Augen auf. "Efeuherz kann auf keinen Fall unser Vater gewesen sein!", miaute ich obwohl ich mir nicht sicher war. Ich hatte genau wie meine Geschwister keine Ahnung wer es gewesen war. "Also ich will nicht, dass er unser Vater war ... Ich kannte ihn nicht mal, aber so wie alle über ihn sprechen, war er wohl ein sehr schlechter Krieger", miaute ich meine Meinung.

Ginsterpfote murmelte etwas, das ich nicht verstand, weshalb ich nicht glaubte, dass es mich etwas anging. Was nicht heißen sollte, dass es mich nicht interessierte. Dann deutete sie auf Haselschweif und Aschenherz und meinte, die beiden hätten es gut. Huch? "Wenn du meinst... Sie waren die ganze Nacht draußen, oder? Sicher sind sie jetzt durchgefr..." Doch mein Gegenüber plapperte einfach weiter, und ich nickte verständnisvoll bei ihren Worten. "Stimmt, wir sollten sie jetzt nicht stören." Mit einem Nicken in Richtung meines Vaters und unseres Anführers fügte ich noch hinzu:"Denkst du, das ist so eine Art Ritual? Weil sie das jeden Morgen machen." Einige Atemzüge lang beobachtete ich das gemeinsame Frühstück der beiden, dann zog ich fragend meine Augenbraue hoch und blickte wieder zu Ginsterpfote. Ob sie mehr wusste? In letzter Zeit hatte ich viel zu wenig auf mein Umfeld geachtet, was nicht zuletzt auch der Verdienst von Efeuherzs Aufmerksamkeit gegenüber mir war.

Ich war froh zu hören, dass Igelpfote mir im Bezug auf unseren Anführer und Feuerblatt zustimmte. Dann fragte sie mich, ob das wohl so eine Art Ritual sei. Ich dachte ein wenig darüber nach und beobachtete die Beiden einen Moment, eher ich antwortete: "Könnte gut sein. Vielleicht sind die Beiden aber auch einfach gute Freunde, die gerne Zeit miteinander verbringen." Ich warf noch einen Blick auf die zwei und überlegte, wann Feuerblatt wohl endlich die Patrouillen einteilen würde. An Igelpfote gewand sagte ich noch schnell: "Vielleicht können wir ja nach den normalen Patrouillen die Baue ausbessern."

„Natürlich, das wäre ein guter Zeitvertreib“, antwortete ich der Kätzin und leckte mir kurz über meine schwarze Pfote. Schnell verabschiedete ich mich und lief zum Frischbeutehaufen, der den Bedingungen zu folge nicht einmal so klein war. Ein Rebhuhn stach mir sofort ins Auge, weswegen ich es gleich nahm. Daraufhin trottete ich wieder hinüber zum Heilerbau und legte die Frischbeute vor den Pfoten von Narbenherz ab. Zum Glück waren dieses Mal nicht so viele Katzen im Bau und es roch auch nach Kräutern. Normalerweise mochte ich den Geruch nicht gerne, doch zu dieser Zeit fehlte er mir. Neugierig blickte ich die verschiedenen Pflanzen an. Einige waren gelb, manch andere hatten ein seltsames Muster. Da ich doch auch höflich war, ließ ich Narbenherz den Vortritt, worauf sie zuerst essen konnte. Ich genoss auch die wohlige Wärme hier, sie beruhigte mich mehr als das schlechte Wetter außerhalb. Hier zog kein Wind und ich hatte auch kaum mehr patzigen Schnee unter meinen Zehen.

Der Anführer sagte, dass Kupferpfote und Igelpfote ebenfalls bald ernannt werden würden, was mich als Vater doch sehr beruhigte. Wir redeten weiter über die Schüler und kamen auf Zimtpfote zu sprechen. Luchsstern fragte, ob ich wüsste wie weit er mit seiner Ausbildung sei, woraufhin ich ratlos mit den Schultern zuckte. "Keine Ahnung, Efeuherz hat nie einen Bericht über den Fortschritt seines Schülers abgegeben. Ich selber werde ihn nachher zusammen mit Ginsterpfote zum Training mitnehmen und mich nach dem Stand der beiden jungen Katzen erkundigen." Da nun soweit alles besprochen war und wir volle Mägen trotz der eisigen Blattleere hatten, konnte ich mich darauf konzentrieren die Patrouillen zu verteilen. Ich stellte mich kurz auf Luchssterns Hochfelsen, der über die Lichtung ragte. Kurz genoss ich die Aussicht und vor allen Dingen das Gefühl der Macht hier oben. Ob ich jemals Feuerstern heißen würde? Nicht, dass ich Luchsstern den Tod wünschen würde aber wie fühlt es sich an einen Clan komplett alleine zu leiten? Schon oft hatte ich darüber nachgedacht, doch jetzt war keine Zeit dafür. "Morgen!" rief ich laut und blickte in die Runde. "Die Grenzpatrouillen sollen heute nicht nur die Grenze markieren, sondern alte Kampftechniken auffrischen. Phönixfeder, du leitest eine Patrouille zum Waldrand. Nimm Rostherz, Polarpfote und Honigfell mit.  Dämonenherz, du leitest die andere zum Libellenbach. Nimm Schwarzfeuer, Nachtschatten und Narbenherz mit. Ich selber werde Jagen gehen mit Diamantensplitter, Ginsterpfote, Igelpfote und Zimtpfote. Der Rest bildet selber Patrouillen und geht Jagen. Danke für eure Aufmerksamkeit."

Ginsterpfote widerlegte meine Vermutung was das Ritual zwischen Luchsstern und Feuerblatt anging und erklärte, die beiden seien einfach nur gute Freunde. Klar, das hätte ich auch mitbekommen können. Hatte ich aber nicht, und das störte mich. Ich verschwendete nicht weiter Gedanken daran sondern sah meinem Vater zu, wie er geschickt auf den Hochfelsen sprang und dann die Patrouillen verteilte. Ein breites Lächeln zog sich über mein Gesicht, als ich hörte, dass ich mit meiner Mentorin und meinem Vater eingeteilt war. Ginsterpfote würde auch mitkommen und Zimtpfote. Ich seufzte resigniert, wahrscheinlich musste es so sein, da sein Mentor ja nicht mehr da war. Aber dennoch konnte ich den Schüler nicht ausstehen. Hatte ich mich nicht schon einmal erfolgreich davor gedrückt, mit Efeuherz und Zimtpfote gemeinsam zu trainieren, wie Diamantensplitter es vorgeschlagen hatte? Dieses Mal würde ich nicht drum rum kommen. "Wir können Feuerblatt auf der Patrouille beschwatzen, vielleicht stellt er ein ganzes Team zusammen, das die Baue verbessert. Dann werden wir nochmal schneller fertig." Ich lächelte und tappte in Richtung meines Vaters. Wenn er die Patrouille anführte, würden wir uns auch um ihn herum sammeln, oder? Ich sah Feuerblatt freundlich an. "Guten Morgen!" Kurz überlegte ich, dann schlug ich einen fragenden Ton an: "Könnten wir die Baue nach der Patrouille ausbessern? Sie sind doch relativ undicht geworden, und da die Blattleere erst beginnt..." Etwas unsicher sah ich zu meinem Vater hoch und bemerkte mit Freude, dass ich gar nicht mal mehr so viel brauchte, bis ich ihn von der Größe her eingeholt hätte.

Noch eher Igelpfote mir antworten konnte teilte Feuerblatt die Patrouillen ein. Ich würde mit ihm, Diamantensplitter, Zimptpfote und Igelpfote jagen gehen. Voller Vorfreude peitschte ich mit dem Schweif und fragte mich wo es hingehen würde. Dann kam mir Zimptpfote in den Sinn. Er war nicht gerade einfach und viel hatte ich noch nicht mit ihm zu tun gehabt. Fest nahm ich mir vor das heute zu ändern. Igelpfote riss mich aus meinen fröhlichen Gedanken und meinte, dass wir Feuerblatt wegen den Bauen ja ein wenig bequtschen könnten. Dann lief sie auch schon auf ihren Vater zu. Ich tat es ihr gleich und bekam noch gerade mit, wie sie ihn danach fragte. Erwartungsvoll richtete ich meinen Blick auf meinen neuen Mentor und fühlte mich voller Tatendrang.

Als ich meinen Namen hörte öffnete ich meine grünen Augen wieder. Kurz gähnte ich und schaute zum Ausgang des Kriegerbaus. Seufzend richtete ich mich auf und leckte mir über mein mittlerweile wieder trockenes Brustfell. Peinlich berührt stellte ich fest das ich eingeschlafen war. Diese Nacht war doch anstrengender gewesen als ich gedacht hatte. Schließlich stand ich dann auf und hielt inne. Dieses Wetter war schon wieder einfach nur schrecklich. Schneeregen, als wäre die Kälte des Schnees nicht schon genug, nein jetzt regnete oder auch schneite es schlammigen kalten Schnee der mein Fell sofort wieder durchnässte. Mein Vater stand bei meiner Schwester und seiner neuen Schülerin. Irgendwie vergönnte ich Ginsterpfote meinen Vater als Mentor, Feuerblatt war einfach ein guter Mentor. Schnell suchte ich das Lager nach den genannten Katzen ab die mit mir zur Patrouille eingeteilt wurden.