Ich betrachtete mit dem Anflug eines Lächelns die Reaktion der weißen Streunerin, in deren türiksfarbenen Augen deutlich die Verwirrung zu erkennen war. Natürlich wunderte sie sich, immerhin war ich nicht als jemand bekannt, der andere mit offenen Pfoten empfing und Höflichkeit und Anstand schätzte. Dafür gab es ja meine Schwester, die beispielsweise Whisper nur allzu gerne hatte aufnehmen wollen. Ich hasste es, dass sie damit durchgekommen war, die graugetigerte Streunerin lag uns nur noch auf der Tasche. Natürlich konnte sie selbst jagen, alt genug war sie ja schon, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Solas sie nur behielt, weil irgendeine sentimentale Erinnerung daran hing. Silence Worte holten mich in die Gegenwart zurück, und ich nickte leicht. Es war wirklich viel Zeit vergangen, seit sie und ich uns kennengelernt hatten. Ich wünschte fast, damals mehr Zeit gehabt zu haben, denn eigentlich wusste ich immer nich nichts von der Kalten, außer eben ihren Namen, und ihre bewundernswerte Art und Weise, sich den Respekt von anderen Katzen zu verdienen. Mein nachdenklicher und zugleich neugieriger Blick traf ihren türkisenen, und es herrschte Stille. Gespräche waren einfach nicht mein Ding, und dass ich zu diesem Zeitpunkt immer noch perplex über ihr Kompliment war, machte es nicht unbedingt besser. Ich betrachtete die fließenden Bewegungen der Streunerin, als sie sich auf ihre Pfoten erhob, nachdem sie meinem Vorschlag, jagen zu gehen, zugestimmt hatte, und erhob mich nun ebenfalls. Meine Pfoten kribbelten leicht von der morgendlichen Kälte des Bodens, als ich Silence schließlich mit dem Schweif zuschnippte und in einem gemütlichen Tempo in eine noch unbestimmte Richtung tappte. Ich war schon lange nicht mehr so froh gewesen, und es war noch ja nicht einmal Sonnenhoch. Was für ein schöner Tag! War das Schicksal? Nein, so etwas gab es gar nicht. Ich war nur zum richtigen Zeitpunkt aufgestanden und hatte die richtige Entscheidung getroffen. Ob Silence am Ende an eine höhere Macht glaubte? Als ich an einem Donnerweg stehen blieb, weil von beiden Seiten Monster heranbrausten, betrachtete ich die Kalte erneut nachdenklich. Nein, vermutlich nicht. Silence war realitätsnah, sie glaubte sicher nicht an höhere Mächte, im Gegenteil zu den Clankatzen. Meine Nachforschungen über die Clans hatten an dem Punkt aufgehört, an dem ich erfahren hatte, dass diese Verrückten geradezu besessen von der Idee waren, ihre Toten könnten leben. Man vergrub die Toten doch, wie sollten sie dann, unter der Erde, weiterleben? Was für ein Widerspruch.
---> Monsterfriedhof