LotusClan Lager

Ich blinzelte mit den Augen ins Sonnenlicht der Blattleere. Wie was? Ist es schon morgen. Oder habe ich etwa verschlafen?, dachte ich leicht fragend, Wurden die Patroullien etwa schon eingeteilt?! Ich streckte mich und ging nach draußen vor den Kriegerbau und sah mich im Lotusclanlager um. Eigentlich war alles so wie immer. Die Jungen spielten vor der Kinderstube und die Patroullien brachen auf. Plötzlich fiel mir ja ein das ich nicht wusste ob ich zur Patroullie eingeteilt war und schaute mich nach einem Krieger um der mir sagen könnte ob ich es war. Da sah ich die Junge Kriegerin Eiskristallsplitter vor der Kinderstube. Ich ging zu ihr hin und fragte sie: "Hallo Eiskristallsplitter. Weißt du ob ich zur Patroullie eingeteilt bin?"

Ich hörte Knochenjunges zu und lächelte. Doch dann dachte ich über seine Worte genauer nach. "Inwiefern sind die beiden kalt?", fragte ich erstaunt und legte den Kopf leicht schräg, irgendwie verhieß das nichts gutes, doch noch wagte ich es nicht voreilige Schlüsse zu ziehen. "Hast du dir schon mal die Ältestengeschichten angehört?", fragte ich und blinzelte freundlich bevor ich lachen musste. "Die komische Kätzin ist unsere Anführerin und heißt Gewitterstern. Und das komische Essen war vermutlich Fisch." Die Unterhaltung mit dem kleinen Kater war jetzt schon lustig, deshalb war ich nicht sonderlich begeistert als Rotschweif zu uns stieß. Ich drehte mich zu dem roten Kater und schüttelte verneinend den Kopf: "Nein, ich wüsste nichts."

Ich zuckte leicht zusammen, als neben mir die Stimme meines Gefährten erklang, schnippte ihm jedoch liebevoll gegen das Ohr. "Guten Morgen," erwiderte ich leise und berührte seine Nase mit meiner. "Hast du gut geschlafen? Ich fühle mich, als könne ich heute gleich zwei Barsche essen." Ich seufzte und zuckte verlegen mit den Ohren. Merkwürdigerweise hatte ich noch immer einen großen Appetit, normalerweise jedoch aß ich nie wirklich viel. Was war heute bloß los mit mir? "Außerdem," miaute ich und grinste amüsiert. "Hattest du deinen Teil doch schon, oder willst du etwa dick werden?" Mein Blick glitt zu Eiskristallsplitter, welche sich scheinbar angeregt mit einem Jungen und Rotschweif unterhielt. Sie hat sich zu einer guten Kriegerin entwickelt!

Knochenjunges dachte einen Moment nach, als Eiskristallsplitter nachharkte. "Sie liegen so rum und sind nicht warm und kuschelig", stellte er schließlich mit einem sehr ernsten und erwachsenen Gesichtsausdruck fest. Dann hörte er ihr aufmerksam zu, als sie ihm ein paar Dinge erklärte. "Ich mag Gewitterstern", sagte er schließlich und rappelte sich auf, denn so langsam wurden seine Pfoten kalt. Ein roter Kater stieß zu ihnen und fragte etwas, Knochenjunges hörte jedoch nicht mehr zu. Stattdessen setzte er sich auf den plüschigen Schweif und sah zu der weißen Katze hoch. "Willst du mit mir spielen?", fragte er mit der unschuldigsten Miene, die er aufsetzen konnte.

Nebelglanz kam zu mir und schnippte leicht mit dem Schweif gegen mein Ohr. Ich schmunzelte kurz, wurde dann aber wieder ernst. "In der Blattleere hat glaube ich jeder mehr Hunger als sonst," erwiderte ich auf ihre Aussage und folgte ihrem Blick zu Eiskristallsplitter. "Du hast sie gut ausgebildet. Aus ihr wird eine tolle Kriegerin." Mein Blick wanderte zurück zu Nebelglanz und irgendwie fand ich, dass sie anders aussah als sonst. "... hast du denn in letzter Zeit mehr gegessen? Fast alle Krieger sehen mager aus aber du... ich meine vielleicht liegt es auch nur am Fell...." druckste ich rum. Soweit ich weiss hören Kätzinnen nicht gerne, dass sie dick aussehen, dachte ich leicht angespannt.

Hagebuttenzweig schien einverstanden, also nickte ich knapp und verschwand zurück auf die Lichtung. Knochenjunges war bei Eiskristallsplitter und schien sich zu amüsieren, daher fragte ich ihn nicht, ob er auch die Geschichte hören wollte. Vom Frischbeutehaufen nahm ich eine angefrorene Forelle und trug den schweren Fisch zurück zum Ältestenbau. In einem der leeren Nester machte ich es mir bequem und fing an die Gräten aus dem Fisch zu pulen. Immer wenn ich ein Stück frei hatte, schob ich es Hagebuttenzweig oder Schilfjunges zu und wartete gespannt auf ihre Geschichte. Welche es wohl sein mag?

Ich versuchte mir meine Sorge nicht anmerken zu lassen. Knochenjunges Aussage hatte meinen Verdacht nur bestätigt. Als er mich fragte ob wir spielen konnte richtete ich mich grinsend auf. Meinen Verdacht könnte ich später überprüfen. "Gut was willst du spielen Kleiner?", fragte ich und musterte ihn, er war eindeutig kurz davor zum Schüler ernannt zu werden, wer wohl der Mentor oder die Mentorin von ihm werden würde? Erneut überdachte ich Knochenjunges Namen, Seeblüte war einfach dumm, wie konnte sie ein Junges mit dem Tod vergleichen, es ist ein schöner Name und er wird durch solche unüberdachten Aussagen einfach in den Dreck gezogen.

Nach der Versammlung beobachtete ich, wie die Patrouillen das Lager verließen und es stiller wurde. Wolkenjäger unterhielt sich mit Nebelglanz und Eiskristallsplitter mit Knochenjunges, den ich bereits am Morgen kennengelernt hatte. Seltsam war aber, wo Seeblüte blieb. Die Königin war sehr schnell, wenn es um Beschwerden ging und war alles andere als höflich. Da ich Zeit hatte, stand ich auf und ging in die Kinderstube. "Seeblüte, bist du wach?" fragte ich laut genug und zwängte mich durch den Eingang. Doch dann zuckte ich zusammen, als ich den bunten Körper der Königin auf den Boden liegen sah. Vor ihr war ihr hellbrauner Sohn, der in einer kauernden Stellung lag. Vorsichtig trat ich näher dran, doch keinen Herzschlag hörte ich, noch war ihr Geruch frisch. Wie lange liegt sie hier schon...? dachte ich mit Entsetzten nach. Der Kampf hatte mich so sehr beschäftigt, dass ich die Königin aus meinen Gedanken ausgeblendet hatte. Ich atmete schwer aus und zog dann ihren Körper wie auch den von Flutjunges nach draußen, zu Lagermitte. Knochenjunges war dort und es tat mir aus Herzen weh, dass er das nun sehen musste. Doch sie sind Tod. Niemand kann mehr ihnen helfen dachte ich nach und blieb bei Seeblüte sitzen. Irgendwer musste es tun und irgendwer musste es ihrem letzten, lebenden Sohn erklären. Schweigend sah ich hoch und seufzte schwer. Der LotusClan hat so viele Verluste erleben müssen

Während Aurakralle und ich auf Kleesturms Antwort warteten, schaute ich mich immer wieder mal kurz im Lager um. Alles lief wie immer seinen gewohnten ... Halt! Das stimmte nicht, denn meine Augen hatten Gewitterstern erspäht, die die furchtbar leblos aussehenden Körper von Seeblüte und Flutjunges in die Lagermitte zerrte. Nein, oder...? Doch es konnte nicht anders sein. Diese Körper, die vor noch nicht allzu langer Zeit noch Seeblüte und Flutjunges beherbergt hatten, waren nur noch leere Hüllen. Leere Hüllen, deren Besitzer nicht mehr in ihnen weilten.
"Aurakralle, schau mal", sagte ich etwas leiser, wobei ich den leichten Schreck nicht aus meiner Stimme heraushalten konnte Und deutete dann mit meinem Schweif in die Richtung von Gewitterstern.

Eiskristallsplitter sagte das ich nicht zur Patrouille eingeteilt war. Puh da hab ich Glück gehabt , dachte ich erleichtert denn ich kam nie gerne zu spät zur Patrouille und außerem würde es bestimmt Ärger geben. Da sah ich mich im Lager nach einer Katze um, um zusammen zu jagen. Aber anscheinend hatte gerade keine Katze Zeit. Na ja. Dann jage ich eben allein, dachte ich etwas traurig denn zusammen machte das jagen viel mehr Spaß als allein. Ich seufzte und machte mich auf den Weg zum Jagen.

--------> Schilfdickdicht

Im Moment verlief alles nach Plan, bloß Streifenfell und Aurakralle sahen aus wie aufgeschreckte Hühner. War es denn so schwer eine Patrouille zu organisieren? dachte ich genervt und wollte gerade mit den zweien sprechen, als Gewitterstern auf die Lichtung kam und zwei leblose Körper mit sich schleppte. Es waren die von Seeblüte und Flutjunges. "Oh nein," sagte ich leise und lief zu der Anführerin. "Was ist passiert? Wie kann so etwas überhaupt passieren?" fragte ich geschockt nach, rechnete aber nicht mit einer plausiblen Antwort. Waren sie erfroren? Oder krank? Federfall hatte nichts dergleichen angekündigt. Wieso waren sie nun also tot?

Überrascht zuckten meine Ohren über Wolkenjägers Andeutung. Findet er ich sehe dick aus? "Natürlich nicht," zischte ich betroffen zurück. Es stimmte zwar dass ich mich in den letzten Tagen träge fühlte, jedoch hatte ich mich immerhin auch nicht viel bewegt was sich auf die Blattleere zurückführen ließ. Betreten leckte ich über meine Vorderpfote, als Gewitterstern Seeblüte und eines ihrer Jungen auf die Lichtung schliff.  "Der SternenClan meint es wirklich nicht gut mit uns," meinte ich und sah meinen Gefährten an. Große Trauer empfand ich bei Seeblütes Verlust nicht, denn auf die Kätzin war ich wirklich nichtmehr gut zu sprechen seit Schilfblatt ertrunken war und die Bunte sich dem Wahn und den Tiefen der Trauer hingab. "Meinst du.. sie waren krank?", fragte ich beiläufig um das Thema zu wechseln und schielte zu dem Kater an meiner Seite.

Eishauch kam schnell zu meiner Seite, da auch er den leblosen Körper der Königin und ihres Junges entdeckt hatte. Bei seinen Fragen zuckte ich mit den Schultern und schüttelte traurig den Kopf. "Schau dir Flutjunges an. Er wirkt so dünn, im Gegensatz zu Knochenjunges und Schilfjunges. Vielleicht konnte sie nicht alle gleich gut ernähren und das hat sie...gestresst." Ich seufzte schwer auf als ich darüber nachdachte, was für Nachrichten ich nur in der Großen Versammlung verkünden musste. Der AhornClan würde mir nie verzeihen, der EfeuClan uns noch kühler entgegentreten. Wir haben keinerlei Verbündete, gerade in Zeiten wo wir uns alle brauchen. Das Monster kann ganze Clans auslöschen! dachte ich nach und schaute wieder zu Eishauch. "Ich bin kein Heiler, Eishauch, aber die Blattleere war für uns alle schwer gewesen. Wir müssen dankbar dafür sein, dass wenigstens Knochenjunges und Schilfjunges überlebt haben." erklärte ich, auch um mich selbst zu überzeugen. Wenn der SternenClan uns strafen will, so soll er es an mir auslassen und nicht an meinem Clan. Meiner Familie.

Holunderfleck hatte Frischbeute geholt und teilte sie, während ich noch auf die Antwort des Jungen wartete. Mir fiel dann ein, das sich Knochenjunges bestimmt langweilte und miaute dem schwarzen Krieger zu:"Könntest du bitte kurz auf Schilfjunges aufpassen? Ich gehe mal nach Knochenjunges sehen." Und auch nach Seeblüte und Flutjunges, ich habe sie seit gestern nicht mehr gesehen... fügte ich insgeheim noch hinzu und trottete raus. Dort sah ich plötzlich zwei vertraute Gestalten, unnatürlich still und verdreht mitten auf der Lichtung liegen. Nein, Sternenclan bitte nicht! dachte ich und rannte jetzt zu den Beiden. Ich drückte meine Nase in das Fell des Kleinen Jungen, darauf erpirscht irgendein Lebenszeichen zu finden, doch ich roch den Geruch des Todes in seinem Fell. "Nein, bitte nicht! Ihre Zeit ist noch nicht gekommen, nimmt den Jungen nicht nochmehr!" jaulte ich und mir schossen die Tränen in die Augen. Ich kauerte mich hin und starrte ausdruckslos in die Ferne. "Bitte nicht." murmelte ich schwach und vergrub mein Gesicht im Schnee. Die Kälte stach, in die Augen und Nase, doch ich ließ es zu. Nach einiger Zeit hob ich den Kopf und wandte mich hilflos und schuldig fühlend an Gewitterstern:"Es ist meine Schuld. Ich sollte mich um sie kümmern, sie haben mir vertraut. Und nun ist Seeblüte und zwei ihrer Jungen tot, es ist meine Schuld." Während ich hier kauerte wurden meine Pfoten langsam taub, mein Fell wurde vom Schneematsch durchweicht und meine Knochen schmerzten vom Rennen. Doch nichts davon überbot den Schmerz in meinen Herzen. Sie haben mir vertraut...

<---- Schilfdickdicht

Mit der Frischbeute im Maul trottete ich ins Lager des Lotusclans und war gut gelaunt bis ich etwas auf der Lichtung entdeckte. Nein das ist doch... Seeblüte!, dachte ich erschrocken und entdeckte den kleineren Körper neben der Kätzin, Und Flutjunges. Sie bewegen sich nicht mehr! Sind sind sie etwa tot?! Ich legte schnell meine Beute auf den Frischbeutehaufen und ging dann näher an die beiden Gestalten heran. Tatsächlich waren sie tot. Genau wie Flockenjunges, dachte ich betrübt. Dann sah ich die Älteste Hagebuttenzweig die offenbar trauerte. Ich warf ihr tröstende Blicke zu aber ob es helfen würde wusste ich nicht.

"Wir könnten fangen spielen!", schlug Knochenjunges vor und blickte freudestrahlend zu Eiskristallsplitter, als er ein vertrautes buntes Fell in seinem Augenwinkel entdeckte. Sofort wandte er den Kopf und- erstarrte. Das Licht in seinen Augen erlosch, die Freude war verschwunden. Warum zog Gewitterstern seine Mutter durch den Schnee und warum bewegte sie sich nicht? Vollkommen auf den bizarren Anblick fixiert ging er langsam ein paar unsichere Schritte auf seine Mutter zu, die still im Schnee lag und sich nicht rührte. Als er nur noch eine Katzenlänge von ihr entfernt war, merkte er, dass sie sich wirklich nicht bewegte. Keinen Milimeter. Sie atmete nicht, ihr Herz schlug nicht und Knochenjunges verstand. Mit steinernder Miene sah er seine Mutter weiter an, eine lange Zeit stand er einfach nur da und sah sie an und sein Kopf arbeitete und arbeitete und arbeitete. Schließlich durchbrach er die Stille. "Wo schlafe ich jetzt?"

Nach und nach bemerkte der Clan den Tod Seeblütes und Flutjunges und Hagebuttenzweig kam angelaufen, vollkommen aufgelöst. Ich schüttelte energisch den Kopf, als sie sich die Schuld gab. "Hagebuttenzweig, du hast alles getan, was in deinen Möglichkeiten stand. Manchmal...Manchmal nimmt der SternenClan Katzen, obwohl es keine guten Gründe dazu gibt. Und doch darfst du nicht vergessen, dass Seeblüte noch zwei Junge hat und sie leben!" miaute ich taktvoll und sah wie Knochenjunges vorsichtig zu uns kam. Ich erwartete Tränen, Trauer und Verzweiflung, doch der Kleine blieb seltsam ruhig. Jeder trauert auf seine Weise. dachte ich still nach und musste bei seiner Frage leicht schmunzeln. "Nun, sicherlich nicht  in der Kinderstube. Dort ist es viel zu kalt für dich und Schilfjunges. Ich biete euch an im Ältestenbau oder im Anführerbau zu übernachten, da es dort am wärmsten ist und euch auch nichts geschehen kann." erklärte ich in einem höflichen Ton.

Gewitterstern sagte es wäre nicht meine Schuld gewesen und das manchmal der Sternenclan Katzen nimmt, obwohl es keine guten Gründe dafür gibt. Zweifelnd blickte ich kurz in die Augen meiner Anführerin und nickte langsam. "Aber sie war doch noch jung, sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich... sagte ich. Und jetzt wird sie nicht einmal ihre Kinder aufwachsen sehen, fügte ich in Gedanken noch hinzu. Ich wusste selbst wie es war und musste kurz Schlucken, ehe ich die Augen schloss. Noch fünf Sekunden, fünf Sekunden Schwäche! Eins, ich sehe die toten Körper von Seeblüte und Flutjunges vor mir. Zwei, ich erinnere mich an das weiche Fell von Flockenjunges im Schnee. Drei, ich fasse den Entschluss für Knochenjunges und Schilfjunges da zu sein. Vier, eine ferne Erinnerung meiner Jungen schießt in mein Kopf, Loderjunges leuchtende Augen, Mutjunges schüchterndes Lächeln, Flinkjunges aufgeregtes Miauen. Fünf. Ich öffne die Augen und schaue zu Gewitterstern, die Knochenjunges anbot im Ältestenbau oder Anführerbau zu übernachten. Freundlich miaute ich Knochenjunges zu:"Bei uns seit ihr immer willkommen. Dein Bruder ist auch schon da, wenn du willst erzählen wir euch eine Geschichte oder spielen etwas." Dann wandte ich mich an Gewitterstern und lächelte dankbar:"Ich weiss. Aber ich wünschte mir, dass ich mehr hätte tun können." Einen Moment stockte ich, ehe ich noch leise fragte, damit Knochenjunges es nicht hören konnte:"Willst du es Schilfjunges sagen? Die Beiden brauchen jetzt jemanden, auf den sie sich verlassen können."

Ich wartete immer noch auf die Antwort von Kleesturm, als Streifenfell mich auf Gewitterstern aufmerksam. Ich folgte unserer Anführerin mit dem Blick, als sie die leblosen Körper von Seeblüte und Flutjunges auf die Lichtung zog. Meine Schnurrhaare zuckten. Das ist der Lauf der Dinge, Streifenfell. Sie sind beide noch jung, besonders Flutjunges, aber der SternenClan wird gut für sie sorgen. Vielleicht geht es ihnen ja dort besser als hier., miaute ich, und hoffte das es stimmte. Ich hoffte das die restlichen Jungen von Seeblüte damit gut umgehen konnten.

"Ich weiß. Trotzdem ist es jedes Mal traurig ,wenn einer von uns geht. Besonders bei Jungen. Die hätten doch eigentlich noch ihr ganzes Leben vor sich gehabt", antwortete ich ihm und wandte mich ihm wieder zu. "Wenn Kleesturm nicht antwortet, gehen wir dann ohne sie jagen? Oder wolltest du dann noch jemanden hinzunehmen?" Leicht plusterte ich mein Fell auf, zum Schutz gegen die Kälte der Blattleere. Aus Jagen freute ich mich, denn ich mochte es. Und besonders in der Blattleere konnte der Clan jedes noch so kleine Beutetier gebrauchen.

Immer mehr Katzen kamen aus ihren Bauten und fingen an zu glotzen. Streifenfell und Aurakralle tratschten auch lieber, als endlich in die Gänge zu kommen. Frustriert seufzte ich auf und entschied, dass Gewitterstern die Situation gut im Griff hatte, also konnte ich ruhig gehen. "Ihr zwei kommt mit, wir gehen jetzt zu dritt jagen," wandte ich mich an die Gestreifte und den Weißen und gab das Zeichen zum Aufbruch. Es ist besser wenn weniger Katzen im Lager sind - gerade jetzt. Außerdem waren genug Krieger da um Wache zu halten. Ich verließ das Lager und ging in Richtung Flussufer, denn dort war schon länger keiner mehr gewesen.

---> Flussufer

Hagebuttenzweig wirkte immernoch geknickt, was ich verstehen konnte. Hatte sie nicht ihre Jungen im ähnlichen Alter auch so verloren? dachte ich nach. Manchmal holte die Vergangenheit einen ein und ließ die Gegenwart verdunkeln, doch ich war eine Anführerin und konnte mich nicht an solchen Gedanken halten. "In Ordnung. Bleib dann noch eine Weile bei Knochenjunges, Hagebuttenzweig. Er will sicherlich um seine Mutter trauern." miaute ich leise der Ältesten zu und verließ die traurige Szene, um in den Ältestenbau zu kommen, der war und gemütlich schien. Ohnezahn schlief tief und fest, schnarchte geradezu und Holdunderfleck wie auch Schilfjunges warteten auf etwas. Ruhig, ohne mir was anmerken zu lassen, setzte ich mich vor Schilfjunges hin. "Schilfjunges, heute ist etwas trauriges geschehen und du musst nun stark sein." miaute ich vorsichtig. "Deine Mutter Seeblüte und dein Bruder Flutjunges sind heute Nacht zum SternenClan gegangen. Der Clan wird um sie trauern und deinen Bruder wie auch dich schützen, damit euch das nicht geschieht. Ich weiß, es ist viel auf einmal, doch der Clan ist nun eure gesamte Familie." versuchte ich zu erklären, was mir schwer fiel. Es war grausam einem Jungen von dem Tod seiner Mutter zu berichten.

Knochenjunges starrte noch einige Herzschläge lang auf seine Mutter und seinen Bruder herunter. Ein Gefühl von Leere erfüllte seine Brust, seine Augen spiegelten es, tief wie ein Abgrund sahen sie auf die leblosen Körper herab. Schließlich richtete er sich langsam auf und wandte sich, ohne ein Wort zu sagen, ab. Das Bild hatte sich in seinen Kopf gebrannt, er musste es nicht mehr sehen. Auf etwas wackeligen Pfoten kehrte er zurück zu Eiskristallsplitter und drückte sich leicht an sie, den Blick schuldbewusst zu Boden gerichtet. "Ich möchte nicht mehr spielen, tut mir leid..."

<--- Splitterfelsen
Auf dem Weg hierher fand ich ein Stück Holz, was durch ein langes Schilfblatt mit einem Schilfkolben verbunden war. Das perfekte Spielzeug für die Jungen, dachte ich glücklich und zog ihn mit der Hinterpfote hinterher, während ich die Beute transportierte. Aufmerksam legte ich die Fische ordentlich weg und mir fiel ein, was ich früher mal machen wollte. Etwas verlegen blickte ich mich nach Saphirkralle um und miaute offen und dankbar:"Saphirkralle? Ich wollte mich noch bedanken das du mich damals gefunden hast, als ich ein Junges war. Wer weiss was mir passiert wäre, wenn du mich nicht gefunden hättest." Mir fiel plötzlich ein, dass er damals Wache für seine tote Gefährtin gehalten hat und ich wurde rot. Schnell fügte ich noch entschuldigend und hastig hinzu:"Auch wenn die Umstände nicht die Besten waren, tut mir leid." Ich lächelte kurz und war schon in Vorfreude, wie wohl den Jungen das Spielzeug gefallen würde, als ich zwei Fellhaufen auf der Lichtung sah. Sofort ließ ich alles Stehen und Liegen und rannte zu den beiden hinzu, meine feste Stimme wurde zittrig"W...w...as ist passiert?" Ich ging zu den kleinen Jungen und erinnerte mich an ihre Geburt. Wie ich sie bestaunt hatte, so klein und vollkommen. Mir schossen die Tränen in die Augen und mir wurde schlecht, sodass ich mich hinkauern musste. Nach einiger Zeit hatte ich mich beruhigt und stand benommen auf und mein Blick suchte Schilfjunges und Knochenjunges. Knochenjunges kauerte bei Eiskristallsplitter und ich lief kurz zu ihnen, ein Schluchzen dabei unterdrückt. "Tut mir leid Knochenjunges." Dann trat ich zurück zu den beiden Toten, kauerte mich hin und schloss die Augen, während ich mir vorstellte, wie sie jetzt da oben im Sternenclan auf den Clan herab sehen. Ob es ihnen gut geht?

Die rote Katze erzählte von etwas spannendem, was sich "Geschichte" nannte. Voller lustiger Ideen dachte ich über dieses aufregende Ding nach und bemerkte kaum einen schwarzen Kater, der vor kurzem in den Bau kam. Ist hier jeder schwarz?, fragte ich mich ,als ich mich an die anderen Katzen erinnerte und sah meinen Bauch an. Er war bunt. Auf einmal ging die rote Kätzin aus dem warmen Bau und ließ mich mit dem schwarzen Kater alleine. Mir wurde es nach einiger Zeit langweilig, weshalb ich auch raus wollte, obwohl es bei dem weißen Zeug so kalt ist. Neugierig tapste ich von dem Kater davon und erreichte das kalte, weiße Ding, worauf mir sofort kalt wurde. Trotz dessen ging ich mit großem Mut weiter und erreichte meine Mama, die seltsamerweise auf den Boden lag. Mein Bruder auch. Wird ihnen nicht kalt? Die Katzen um mir, die ich zuvor kaum wahrnahm wirkten traurig und betrübt. Mein schwarz-weißer Bruder war auch nicht mehr so toll drauf. Vorsichtig stupste ich meinen Bruder, danach meine Mutter an. Sie reagierten nicht. Erschrocken stolperte ich zurück. Was soll das? Voller Trauer verstand ich was los war. Meine Mama war nicht mehr da. "Mama!", fiepste ich wütend und sogleich auch traurig. Ich konnte es einfach nicht glauben. Völlig zerstört lief ich wie blind in den Bau der roten Katze und versteckte mich im hintersten Eck. "Das darf nicht sein!" flüsterte ich und schluchzte, bis ich schlussendlich in Tränen ausbrach.